Vorstellungsgespräch

Wer zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird, hat die schwerste Hürde schon überwunden: Die Bewerbungsunterlagen haben überzeugt, die fachlichen Qualifikationen ebenfalls.Noch müssen Sie den oder die Personalentscheider im persönlichen Gespräch überzeugen 💪.

Was Personaler im Vorstellungsgespräch wirklich interessiert

Was Personaler während des Jobinterviews wirklich denken (Source: Karrierebibel)
Was Personaler während des Jobinterviews wirklich denken (Source: Karrierebibel)

Denn fachlich habe Sie schon mit Bewerbungsunterlagen überzeugt, im Vorstellungsgespräch will man ein persönliches Bild von Ihnen machen, z.B.:

  • Wie Sie arbeiten
  • ob Sie ins Team passen
  • wie Sie unter Stress reagieren
  • warum Sie hier arbeiten wollen
  • welche Ziele Sie haben.

Am Ende geht es immer um

  • Kompetenzen

    $\rightarrow$ Man will sicherstellen, dass Sie allen Herausforderungen des Jobs gewachsen sind.

  • Teamgeist

    • Personaler achten oft auf Konformität
    • Ihre Jobchancen steigen erheblich, je mehr Sie dieses „Fitting“ vermitteln.
  • Mehrwert

    • Letztlich geht es bei jeder Einstellung um eine einfache Rechnung

      Man bezahlt Ihnen ein Gehalt X und hofft, dass Ihre Leistung einen Mehrwert von Y erwirtschaftet.

    • Je überzeugender Sie darstellen können, dass Y größer ist als X, desto eher werden Sie eingestellt.

      $\rightarrow$ Pluspunkte sammelt also, wer auf vergleichbare Erfolge aus seiner bisherigen Laufbahn verweisen kann.

Die 5 Phasen in jedem Vorstellungsgespräch

Fast alle Vorstellungsgespräche verlaufen in fünf typischen Gesprächsphasen

Ablauf des strukturierten Interviews (Source: Karrierebibel)
Ablauf des strukturierten Interviews (Source: Karrierebibel)

Die Reihenfolge kann natürlich variieren. Die einzelnen Blöcke aber werden Ihnen immer wieder begegnen

1. Small Talk

  • Eine wichtige soziale Interaktionen
  • Soll das Eis brechen, die Aufregung der Bewerber mindern, Atmosphäre schaffen.
  • Diese ersten fünf Minuten NICHT unterschätzen!
    • Der erste Eindruck spielt eine ganz wichtig Rolle, ob der Kandidat den Job bekommt oder nicht.
  • Ärgern Sie sich also bitte nicht, sondern nutzen Sie das für sich.
    • Im Zentrum steht die Frage: „Wie wirke ich dabei auf dich: offen, freundlich selbstbewusst?“

2. Kennenlernen

In den meisten Fällen

  • Erst Vorstellung der Gastgeber (also alle anwesenden Personen und Unternehmensvertreter)
  • Anschließend das Unternehmen, dessen Hintergrund
  • Schließlich Details zur ausgeschriebenen Stelle.

Selbstverständlich folgen Sie diesen Ausführungen mit größtem Interesse, hören aufmerksam zu und nicken ab und zu zustimmend. Alles andere wäre unhöflich.

Auf diese Vorstellung des Unternehmens folgen in der Regel typische Vorstellungsgespräch-Fragen:

Tipp: Bleiben Sie immer ruhig und lassen Sie sich nie aus dem Konzept bringen (siehe Video).

Grundsätzliche Tipps

  • Nehmen Sie sich Zeit
    • Lassen Sie sich von vielen (kritischen) Fragen NIE hetzen. Vorstellungsgespräch darf man Bedenkzeit nehmen
    • Ruhe ist im Vorstellungsgespräch die beste Strategie.
  • Fragen Sie nach
    • KEINE Angst, wenn Sie die Frage nicht verstanden haben
    • Verständnisfragen vom Typ „Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihre Frage richtig verstanden habe, meinten Sie…?“ sind keine Schande, im Gegenteil: Sie demonstrieren echtes Interesse.
  • Lassen Sie sich darauf ein
    • Manche Fragen sind skurril bis abwegig. (Das gilt besonders für Stressinterviews.)
    • Natürlich müssen Sie sich nicht alles gefallen lassen, aber wer das Ganze sportlich sieht und ebenso souverän wie selbstbewusst auf die Fragen eingeht, punktet im Vorstellungsgespräch mehr als jeder Kritiker.
  • Legen Sie sich relevante Anekdoten zurecht
    • Überlegen Sie sich, welche Fragen kommen können – und dazu amüsante wie relevante Beispiele und Anekdoten aus Ihrem bisherigen Lebenslauf.
    • Komprimieren Sie diese auf ein wesentliches Extrakt (also kurze, knackige Antworten).
    • Authentische Beispiele überzeugen mehr als Selbstaussagen.

3. Selbstpräsentation / Selbstvorstellung

  • 5-10 Minuten
  • Ablesen ist dabei tabu! Die Selbstvorstellung ist IMMER ein freier Vortrag.
    • Soll zuhause vorbereiten, üben und auswendig lernen.
  • Struktur
    • „Ich bin…“ (Persönliche Daten, Qualifikationen)
      • Selbstvorstellung (Name, Alter, Herkunft)
      • Ausbildung/Studium, höchster Abschluss
      • Bisherige Jobs, Erfahrungen
    • „Ich kann…“ (Bisherige Erfolge)
      • Meilensteine des Berufslebens
      • Besondere Kenntnisse, Zertifikate
      • Größte Erfolge (Zahlen!)
    • „Ich will…“ (Bezug zum Unternehmen und der ausgeschriebenen Stelle)

4. Rückfragen

  • Sie sollten auf KEINEN Fall schweigen oder gar den Kopf schütteln! Sie haben bitte eigene Fragen – immer!
  • Dies ist die beste Chance, mehr über das Unternehmen, Ihren zukünftigen Arbeitsplatz, den Chef, dessen Anforderungen und die Kollegen zu erfahren.
  • Dies ist ein Test: Er soll Ihr wahres Interesse an dem Job abklopfen und prüfen, wie intensiv Sie sich auf das Vorstellungsgespräch vorbereitet haben.
  • Sie dokumentieren echtes Interesse und beweisen, dass Sie vorbereitet sind.
Rückfragen Bsp.

  • Wie definieren Sie Erfolg für diese Position?
  • Was erwarten Sie von dem idealen Kandidaten?
  • Was zeichnet Ihre besten Mitarbeiter aus?
  • Was könnte mich an diesem Job am meisten frustrieren?
  • Wie würden Sie den Führungsstil meines Chefs beschreiben?
  • Wie würden Sie Ihre Unternehmenskultur beschreiben?
  • Wie wird bei Ihnen Leistung gemessen und bewertet?
  • Wie werden bei Ihnen Talente und Stärken gefördert?
  • Warum arbeiten Sie gerne für dieses Unternehmen?
  • Wann kann ich mit Ihrer Entscheidung rechnen?

Diese Fragen sollten Sie NIE stellen

  • „Was genau macht Ihr Unternehmen eigentlich?“

  • „Warum haben Sie mich eingeladen?“

  • „Wann kann ich frühestens Urlaub machen?“

  • „Wie stehen meine Chancen?v“

5. Abschluss

  • Bleiben Sie bis zur letzten Minute Profi und halten Sie die Zunge im Zaum
  • Das Vorstellungsgespräch endet erst, wenn Sie durch die Tür und nicht mehr in Sichtweite und auf dem Firmengelände sind.
  • Sie können machen
    • Bekräftigen Sie solange lieber noch einmal Ihren Wunsch, für das Unternehmen arbeiten zu wollen.
    • Bedanken Sie sich für das gute Gespräch und die angenehme Atmosphäre.
    • Zum Schluss sind kluge Fragen erlaubt, z.B.
      • „Was wären die nächsten Schritte im Bewerbungsprozess?“
      • „Wann kann ich frühestens mit einer Antwort von Ihnen rechnen?“
      • „Mit wem von Ihnen kann ich in Kontakt bleiben oder bei eventuellen Rückfragen auf Sie zukommen?“
  • Setzen Sie Ihren Gesprächspartner NIE unter Druck.
  • Danach bleibt nur noch, sich formvollendet zu verabschieden und das Gespräch zu beenden.

Regeln für den Abschied

  • Lächeln + für das Gespräch bedanken.
  • Von allen verabschieden – namentlich.
  • Fester Händedruck + Blickkontakt.
  • Frage nach nächsten Schritten + Fristen.

Vorstellungsgespräch Nachbereitung

  • Das Ende des Vorstellungsgesprächs bedeutet NICHT, dass Sie nichts mehr tun können, um die Chancen auf den Job zu erhöhen.
  • Nachbereitung und Zeit nach einem Jobinterview ist neben der Vorstellungsgespräch Vorbereitung und Durchführung die sechste wichtige Phase, um
    • Personaler zu überzeugen,
    • den guten Eindruck zu verstärken,
    • eine unglückliche Formulierung zu korrigieren.

Tipps:

  • Reflektieren Sie, wie das Gespräch gelaufen ist.

    • Wie zufrieden sind Sie mit Ihren Antworten?
    • Konnten Sie den Personaler überzeugen oder würden Sie nach dem Jobinterview einen Punkt gerne klarstellen?
    • Die Reflexion im Anschluss an das Vorstellungsgespräch hilft, für mögliche weitere Gespräche hinzu zu lernen.
  • Verfassen Sie ein Dankschreiben.

    • Ein Dankschreiben kann den positiven Eindruck, den Sie im Vorstellungsgespräch hinterlassen haben, verstärken.
    • Bedanken Sie sich für die Einladung zum Gespräch;
      • die Zeit,
      • die der Personaler Ihnen gegeben hat
      • die Möglichkeit, das Unternehmen besser kennenzulernen.
    • Gleichzeitig können Sie erwähnen, dass das Vorstellungsgespräch Ihren Wunsch, für das Unternehmen zu arbeiten, noch einmal bestärkt hat und Sie sich darauf freuen, vom Personaler zu hören.
    Dankschreiben Bsp.

    Sehr geehrter Herr ____,

    an dieser Stelle möchte ich mich für das freundliche Gespräch am TT.MM.JJJJ bedanken, das mir die Möglichkeit gegeben hat, einige weitere interessante Einblicke in die Tätigkeit zu bekommen.

    Besonders beeindruckt hat mich ____ und die kollegiale Atmosphäre. Das bestärkt mich erneut darin, dass ich Sie mit meinen Fähigkeiten [Beispiele, Qualifikationen nennen] bei ____ tatkräftig unterstützen kann.

    Für weitere Fragen und Informationen stehe ich Ihnen gerne jederzeit zur Verfügung.

    Beste Grüße nach [Firmensitz]
    UNTERSCHRIFT

  • Bleiben Sie weiterhin aktiv in der Jobsuche.

    Solange Sie keinen unterschriftsreifen Arbeitsvertrag vorliegen haben, sollten Sie Ihre Jobsuche weiterführen und sich auch auf andere Stellen bewerben.

Psychotricks fürs Vorstellungsgespräch

Vereinbaren Sie einen Termin am Donnerstag

Ideal: der Donnerstagvormittag so gegen 10 Uhr. Die Woche ist dann fast vorbei, um 10 sind aber alle (auch Sie) noch frisch und der Mittagshunger drückt auch nicht auf die Stimmung.

Ignorieren Sie Mitbewerber

  • Das heißt NICHT, dass Sie grob unhöflich werden sollen und mögliche Konkurrenten nicht mindestens nett begrüßen sollen.
  • Nur gedanklich als Konkurrenten um den Job zu ignorieren

Setzen Sie optische Gemeinsamkeiten ein

  • Beispielsweise durch die Farben von Accessoires (Krawatte, Tuch, Tasche) oder Ihrer mitgebrachten Bewerbungsmappe
  • Wenn diese die Unternehmensfarbe(n) spiegeln, suggerieren Sie unterschwellig Zugehörigkeit und hohe Identifikation.

Machen Sie Komplimente

Recherchieren und erwähnen Sie also ruhig so etwas wie, dass Sie dieselbe Uni wie der Personaler besucht haben oder das gleiche Hobby pflegen. Google, Linkedin und Xing liefern oft gute Informationen dazu.

Verbalisieren Sie Ihre Nervosität

  • Es ist normal, dass man im Vorstellungsgespräch nervös ist. Das zeigt doch nur, dass Ihnen die Stelle wirklich wichtig ist.
  • Wenn Sie also eine Blockade haben oder ins Stottern geraten, wechseln Sie kurz in die Metaebene: „Entschuldigung, ich bin tatsächlich ein bisschen aufgeregt…“

Sagen Sie nicht „nicht“

  • Bewerber, die Formulierungen wie „Ich will ja nicht prahlen, aber…“ häufiger verwendeten, galten gar als weniger intelligent.
  • Wer dagegen selbstbewusst und ohne Anmoderationen seine Vorzüge darstellte, wurde signifikant positiver aufgenommen.

Lassen Sie den anderen reden

  • Versuchen Sie NICHT das Gespräch zu dominieren.
  • Über Ihren Erfolg entscheidet nicht der eigene Redeanteil, sondern dessen Qualität.

Reference

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